Pappkameraden, oder: Was ist Papiertheater?
Das Papiertheater ist gewissermaßen der „Fernseher“ des 19. Jahrhunderts. Aus kolorierten Pappen wurden naturgetreu Theaterproszenien, Kulissen und flache Schauspielfiguren zurechtgeschnitten und durch Stäbe oder Drähte bewegt. Nach dem Vorbild der großen Theater brachte man so in den eigenen vier Wänden Schauspiele und Opern zur Aufführung.
Durch seine einfache Technik war das Papiertheater ein Theater für jedermann. Die neuen Drucktechniken der Zeit ermöglichten es zudem, realistisch wirkende Bühnenbilder und Figuren zu erschwinglichen Preisen in großer Menge herzustellen - eine beliebte und anspruchsvolle Freizeitbeschäftigung für Erwachsene und Kinder. Für viele Kinder und Jugendliche dieser Zeit war die Papierbühne mehr als ein Lieblingsspielzeug, manchem heranwachsenden Bühnenautor lieferte sie die ersten prägenden Theatererlebnisse oder diente gar als literarisches und dramatisches Experimentierfeld.
Seit dem ersten Weltkrieg geriet das Papiertheater nach und nach in Vergessenheit. Kurioserweise erlebt diese Kunstform gerade in unserem vollelektronischen Medienzeitalter eine Renaissance. Es verblüfft noch immer mit einer Illusionstechnik, die vielleicht gerade durch ihre Einfachheit besonders suggestiv auf die ausschmückende Phantasie des Zuschauers wirkt.