Schattengelichter, oder: Was ist Schattentheater?
Das Schattenspiel stammt aus Asien und breitete sich im Mittelalter im Arabischen Raum aus. Nach Europa gelangte diese Form des Figurentheaters erst im 17. und 18. Jahrhundert und verband sich hier mit der europäischen Tradition der Silhouette.
Ursprünglich eine Jahrmarktsattraktion, amüsierten die „chinesischen Schatten“ auch das Bürgertum und den Adel, wie etwa die französische Königin Marie Antoinette.
In der Romantik entdeckten bedeutende Dichter wie Ludwig Uhland, Justinus Kerner oder Eduard Mörike das Schattenspiel als eigenständige, besonders poetische Ausdrucksform.
Erst Anfang des letzten Jahrhunderts gründete der aus Heidelberg stammende Dichter Alexander von Bernus in München-Schwabing zusammen mit anderen Kunst- und Literaturstudenten das erste stehende Schattentheater Deutschlands. Für seine Bühne schuf er nach und nach ein eigenes, literarisch hochwertiges Repertoire. Die Aufführungen der „Schwabinger Schattenspiele“ zogen nicht nur berühmte Künstlerpersönlichkeiten wie Brüder Heinrich und Thomas Mann, Hermann Hesse und Stefan George in ihren Bann; Bernus´ burleske Legende vom „St. Anton“ erreichte auf der Münchener Weltausstellung von 1908 in einem eigens erbauten Schattentheater mit mehreren hundert Aufführungen auch ein breites Publikum.
Insbesondere in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts begeisterten sich Literaten, bildende Künstler und Filmemacher, wie Lotte Reiniger für das Schattentheater, es blieb zugleich ein Medium häuslich-bürgerlicher Theatertradition.
Ausgehend von der Tradition des Schattenspielbarons, pflegt das Figurentheater Liselotte besonders die poetisch-romantische Tradition, greift aber auch auf das Repertoire des französischen Rokoko-Theaters und andere Traditionen zurück.